Frühjahrshochwasser: Waldbäume ertragen Überflutungen unterschiedlich gut. Manche tolerieren diese wochenlang, andere verlieren nach wenigen Tagen Wasserstand erkennbar ihre Vitalität
Das Frühjahr ist die Jahreszeit mit dem regelmäßig höchsten Wasserangebot. In Mittelgebirgsregionen sorgt dann, neben den Frühjahrsniederschlägen, insbesondere die Schneeschmelze dafür, dass Bäche und Flüsse anschwellen. Aber nicht nur das: Klimaexperten sind sich einig, dass in Folge des Klimawandels unter anderem Hochwasserereignisse zukünftig nach Anzahl und Intensität zunehmen.
Zusätzliche Flutpolter, Hochwasserrückhaltebecken und Deichrückverlegungen sind vor diesem Hintergrund vorbeugende Maßnahmen des Hochwasserschutzes. Für betroffene Waldbesitzende kann sich die Frage nach der Hochwassertoleranz vorkommender Baumarten stellen. Ggf. müssen diese Wälder auch mit geeigneteren Baumarten umgebaut werden.
Thüringens Hauptbaumarten ertragen weder Trockenheit noch Überflutungen
Ausgerechnet die beiden Hauptbaumarten in Thüringens Wäldern, die Fichte (Anteil knapp 40 %) und die Buche (Anteil ca. 20 %), bilden die Schlusslichter hinsichtlich der Hochwassertoleranz. Beide ertragen zwar kurzzeitige Überflutungen, allerdings nehmen die Schäden mit der Dauer des Hochwassers deutlich zu. Thüringens Hauptbaumarten Fichte und Buche schadet also nicht nur anhaltende Trockenheit, sondern umgekehrt auch ein Überangebot an (Hoch)Wasser. Die Natur hat sich auf hochwassergefährdeten Waldstandorten mit einem speziellen Waldtyp eingestellt: „Entlang großer Flüsse, etwa dem Oberrhein, der Oder oder auch der Saale, finden sich hochwassertolerante Auenwälder. Typische Baumarten dieser Wälder sind Weiden, Pappeln, Eschen, Erlen und Ulmen“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand.
Eine mittlere Toleranz zeigen Eichen, Eschen und Spitzahorne. Ertragen diese Baumarten noch einen mehrtägigen Hochwasserstand, nimmt die Vitalität nach rund zwei Wochen Überflutung deutlich ab, Totalausfälle nehmen zu. Auch der Bergahorn kann noch in diese Gruppe gerechnet werden, erträgt er doch durchaus kurzzeitige Überschwemmungen. Steht das Hochwasser mehr als zwei Wochen an, reagiert er allerdings mit deutlichen Ausfällen. Interessant: Die Kiefer, in Ostthüringen verbreitet, scheint sich zumindest bei vorübergehend „nassen Füßen“ wacker zu schlagen.
Gewitterbedingte Hochwassergefahr auch im Sommer
Aber auch im Sommer können durch Starkgewitter große Mengen Niederschläge zu lokalen und regionalen Überflutungen führen. „Waldbesitzende, die in der Vergangenheit schon von derartigen Witterungsereignissen betroffen waren, sei geraten, bei der standortgerechten Baumartenwahl auch den Aspekt der Überflutungstoleranz nicht aus den Augen zu verlieren“, so Gebhardt abschließend. Die 24 Forstämter stehen für ein kostenfreies Informationsgespräch bei derartigen Fragestellungen im Rahmen der Beratung und Beförsterung gerne zur Verfügung.