Die seltene Moor-Birke ist Baum des Jahres 2023. Wo sie in Thüringen wächst, welche Bedeutung sie hier hat und was sie von der häufiger vorkommenden Sand-Birke unterscheidet, erläutern die Waldexperten:innen der ThüringenForst-AöR
Eine Birke kennt fast jeder. Das Birke ein Gattungsname ist und es zwei Arten im Freistaat gibt, eher nicht: Die häufigere Sand-Birke und die seltenere Moor-Birke. Das Berliner Kuratorium „Baum des Jahres“, seit 1991 aktiv, hatte zum Jahresausgang 2022 die Moor-Birke mit der gleichnamigen Auszeichnung gekürt. Begründet wurde dies nicht nur mit der geringen Bekanntheit des bis zu 30 Meter hohen Baumes, sondern auch mit seinen außergewöhnlichen Standortseigenschaften.
Die Moor-Birke ist ein typischer Baum u. a. nährstoffarmer und nasser Moore und Moorränder. Und die Moore, von denen es im Freistaat über 300 gibt, sind wichtige CO2-Speicher und damit Klimaschützer und ein Zuhause für seltene Arten. So steht die Moor-Birke mit der Ausrufung als „Baum des Jahres“ symbolhaft auch für den Moorschutz.
Moor-Birke als Symbolbaumart des Moorschutzes
„Das Kuratorium „Baum des Jahres“ kürt seit rund 30 Jahren eine Baumart, um auf den Wert von Bäumen für uns Menschen aufmerksam zu machen“, erläutert Volker Gebhardt, Vorstand der ThüringenForst-AöR. Mit der Moorbirke (Betula pubescens) wurde eine in Thüringen seltene Baumart ausgewählt, der sich neben den klassischen Moorstandorten auch in Bruchwäldern und auf Blockhalden findet.
Typisch ist das Vorkommen als Einzelbaum oder in Gruppenstruktur. Reine Moor-Birkenwälder gibt es im Freistaat nicht. Verbreitet ist die Moor-Birke schwerpunktmäßig im Ostthüringer Schiefergebirge und im Thüringer Wald, sowohl in den Kammlagen wie auch der Nord- und Südabdachung. Vereinzelte Vorkommen finden sich auch im Südharz und in der Rhön.
Die Moor-Birke fühlt sich dort am wohlsten, wo der Standort nährstoffarm und feucht ist und wo sie ihre Kältetoleranz bis -40° C ausspielen kann. Diese spezifischen Eigenschaften, die sie auf Sonderstandorte beschränken, trennen sie von ihrer nahen Verwandten, der Sand-Birke. Bundesweit sind rund 57.000 Hektar Waldfläche mit Moor-Birken, vorwiegend in Norddeutschland, bestockt. In Thüringen dürfte sich das Verbreitungsgebiet auf wenige tausend Hektar begrenzen.
Die Moor-Birke ist eine wichtige Baumart bei der Wiederbewaldung
Sand-Birke und Moor-Birke eignen sich beide hervorragend als sogenannter Vorwald auf größeren Schadflächen, wie sie derzeit klimawandelbedingt auf rund 76.000 Hektar in Thüringen zu finden sind. Sie sind typische Lichtbaumarten, die auf nackten und kargen Böden gut anwachsen.
In den höheren Lagen ist die Moor-Birke durch ihre Frosttoleranz im Vorteil. Sie verhindern eine zu starke Vergrasung des Waldbodens. Sind die Birken einige Jahre alt, bieten sie nachfolgenden Baumarten Schutz gegen Frost und Wind und fördern diese.
Einen Nachteil hat die Moor-Birke aber gegenüber ihrer Schwester: Sie ist stärker verbissgefährdet, vermutlich wegen ihrer weicheren Triebe. Gemeinsam ist den beiden Birkenarten wiederum ihre sehr leichte Verbreitung: Pro Jahr produziert eine Birke bis zu 16 Millionen Samen, die durch den Wind flächig verteilt werden.
Waldbaulich sind Moor- wie auch Sand-Birke in Zeiten des Klimawandels und stetig eingeschleppter Baumschädlinge interessante Alternativen, die das zunehmend eingeschränkte Baumartenspektrum -Stichwort: Verlierer des Klimawandels - erweitern können. Insofern dürfte in Thüringen für beide Birkenarten die Existenz nicht nur gesichert, sondern sogar „rosige Zeiten“ bevorstehen.