Thüringens Wilde Wälder von A bis Z

Thüringens Wilde Wälder in alphabetischer Reihenfolge mit forstlichen Daten

Wir laden Sie herzlich ein, Thüringens wilde Wälder zu entdecken. Auf der folgenden Seite erhalten Sie zu bereits allen erfassten Waldgebieten eine Übersicht über Lage, Eigentumsform, Gesamtwaldfläche, Baumartenvorkommen und Kurzbeschreibung mit Besonderheiten des Waldstücks. Bitte wählen Sie den Anfangsbuchstaben des gesuchten Waldstücks (z. B. Beerbergmoor: B). Möchten Sie das Waldstück über eine Karte suchen? Bitte nutzen Sie unsere Übersichtskarte

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B


Thüringens Wilder Wald: Baier


Lage: Waldflächen am Baier (713 m ü. NN) nördlich von Dermbach in der Vorderrhön  
Eigentumsform: Staatswald - ThüringenForst
Aktuelle Gesamtwaldfläche: 109 Hektar
Aktuelles Baumartenvorkommen: 95,0% Buche; 4,8% Hartlaubholz; 0,2% Lärche

Die potentiell natürliche Waldgesellschaft wird auf großer Fläche vom Zwiebelzahnwurz-Buchenwald, einer Ausbildung des typischen Waldmeister-Buchenwaldes in den höheren Lagen gebildet. Auf den nicht konsolidierten Böden über den Basaltblockfeldern haben Blockwälder mit hohen Edellaubholzanteilen ein natürliches Vorkommen. Das Gebiet gehört zur mittleren Berglage mit feuchtem Klima.  
Auf dem Gipfel des Baier und an den Hängen sind imposante Basaltblockhalden verbreitet. Auf den Basaltdeckenrest des Gipfels folgen ringeförmig von den oberen zu den unteren Lagen Oberer, Mittlerer und Unterer Muschelkalk, welcher wiederum auf Buntsandstein aufsitzt. Der Basalt verwittert zu Skelettböden mit wechselnden Anteilen an nährstoff-  und tonmineralreichem, lehmigschluffigen Zwischenmaterial. Die Böden über Muschelkalk bestehen aus einem skelettreichen Lehm und sind wasserdurchlässig und nährstoffreich.


Kurzbeschreibung und Besonderheiten: Der Baier ist eine der markantesten Basaltkuppen der Vorderrhön. Zum Gebiet gehören der Gipfelbereich sowie der sich anschließende Ober- und Mittelhang des Berges. In das Waldgebiet eingestreut sind auch einige unbewaldete Blockhalden, die auf Grund ihres kühl-feuchten Mikroklimas einen wichtigen Rückzugsraum für seltene Eiszeitreliktarten (v.a. seltene Moose und Flechten) darstellen.

Die Baumartenausstattung und Waldstruktur ist sehr naturnah und entspricht weitestgehend der natürlichen Waldgesellschaft des jeweiligen Standortes. Die Mehrzahl der Buchenbestände ist über 150 Jahre alt und weist bereits Merkmale reifer Waldstrukturen (z.B. hoher Totholzanteil, Höhlenbäume, kleinflächige Zerfallsphasen) auf. Bemerkenswerte Pflanzenarten in den Wäldern des Baier sind Gelber Eisenhut, Glanz-Kerbel und Ausdauerndes Silberblatt. Für das Gebiet konnten eine Vielzahl von Höhlenbrütern nachgewiesen werden, darunter Hohltaube, Grau- und Schwarzspecht. Ferner sind Großes Mausohr und Mopsfledermaus nachgewiesen.   Der unmittelbare Gipfelbereich ist von zwei Ringwällen umgegeben, die zu einer keltischen Befestigungsanlage gehörten. Am Südwesthang sind einige mittelalterliche Ackerterrassen erkennbar. Es ist zu vermuten, dass der Baier bereits seit dem Spätmittelalter kontinuierlich bewaldet ist, das Gebiet besitzt daher eine ungebrochene und lange Waldtradition.  

Quellen: ThüringenForst AöR (Text); WENZEL, H., WESTHUS, W., FRITZLAR, F., HAUPT, R., HIEKEL, W (2012): Die Naturschutzgebiete Thüringens, Weissdorn-Verlag, Jena; Hagen Grünberg (Foto); Thüringer Landesamt für Vermessung und Geoinformation / NAVTEQ / Intergraph SG&I Deutschland GmbH (geografische Kartenbasis); Herausgeber: ThüringenForst, FFK Gotha (geografische Karte)
 
Hinweis: Vervielfältigung der geografischen Karte nur mit Erlaubnis des Herausgebers; keine Gewähr auf Vollständigkeit und Richtigkeit Stand: Oktober 2018


Thüringens Wilder Wald: Beerbergmoor


Lage: Das Gebiet liegt im Mittleren Thüringer Wald im direkten Umfeld des Großen Beerberg, der höchsten Erhebung des Thüringer Waldes (932 m ü.NN).
Eigentumsform: Staatswald - ThüringenForst
Aktuelle Gesamtwaldfläche: 34 Hektar
Aktuelle Baumartenvorkommen: 100% Fichte mit einzelnen Ebereschen

Die potentiell natürlichen Waldgesellschaften bestehen aus Fichten-Moorwäldern z.T. mit waldfreien  Moorbereichen und insbesondere im Umfeld der Moore aus Bodensauren Fichtenwäldern. Die Klimastufe umfasst die Kammlagen mit sehr feuchtem Klima. Das Gebiet gehört zu den kühlsten (Jahresmitteltemperatur: 4°C) und niederschlagreichsten  Regionen (mittlerer Jahresniederschlag über 1.300 mm) in Thüringen. Die Hochlagen zählen zu den schneereichsten Teilen des Thüringer Waldes. Der Gipfel des Beerbergs außerordentlich  windexponiert.


Kurzbeschreibung und Besonderheiten: Das Beerbergmoor gehört zu einem der am besten erhaltenen Gipfel-Hochmoore im Thüringer Wald. Die Größe des gesamten Torflagers beträgt etwa
12,5 ha und ist zwischen 3 und 4 m mächtig. Aufgrund seiner Gipfellage besitzt das Moor kein nennenswertes Wassereinzugsgebiet. Die Randbereiche der waldfreien Moorfläche werden von Fichtenmoorwäldern und Bodensauren Fichtenwäldern geprägt. Charakteristisch für Flora und Fauna sind arktisch- alpine und boreomontane Arten. Unter den Farn- und Blütenpflanzen sind Rundblättriger Sonnentau, Deutsche
Haarsimse, Wenigblütige Segge und Schwarze Krähenbeere bemerkenswert. Zu den seltenen Libellenarten zählen Alpen-Smaragdlibelle und Torf-Mosaikjungfer. Das Gebiet gehört zur Kernzone des Biosphärenreservats „Thüringer Wald“ und darf nicht betreten werden.

Quellen: ThüringenForst AöR (Text); Thomas Stephan (Foto); Thüringer Landesamt für Vermessung und Geoinformation / NAVTEQ / Intergraph SG&I Deutschland GmbH (geografische Kartenbasis);
Herausgeber: ThüringenForst, FFK Gotha (geografische Karte) Hinweis: Vervielfältigung der geografischen Karte nur mit Erlaubnis des Herausgebers; keine Gewähr auf Vollständigkeit und Richtigkeit Stand: Oktober 2018


Thüringens Wilder Wald: Brandesbachtal


Lage: Waldflächen im Südharz zwischen Netzkater Christianenhaus und Sophienhof  im Bere- und Brandesbachtal
Eigentumsform:
Staatswald - ThüringenForst
Aktuelle Gesamtwaldfläche: 646 Hektar
Aktuelle Baumartenvorkommen: 69,9% Buche; 0,9% Eiche; 17,9% Fichte; 2,6% Lärche; 1,5% Weichlaubholz; 7,2% Hartlaubholz

Die Spanne der potentiell natürlichen Waldgesellschaften reichen vom typischen Hainsimsen-Buchenwald auf bodensauren Standorten bis zum Waldmeister-Buchenwald auf den reicheren Böden. In den schmalen Auen entlang der Bere und des Brandesbach würden natürlicherweise Erlen-Eschen Auwälder stocken. An den steilen Hangpartien mit nachrutschendem Bodensubstrat ist Eschen-Ahorn-Schlucht und -Schatthangwald vertreten.

Aktuell ist das Gebiet zu einigen Anteilen auch noch von kulturbestimmten Fichtenwäldern geprägt. Die Fichte leidet jedoch unter der derzeitigen Klimaerwärmung. Auch Borkenkäfer können die Fichte abtöten, so dass man davon ausgehen muss, dass der Anteil der Fichte im Gebiet in der Zukunft stark rückläufig sein wird. Die Klimastufe reicht von der untere Berglage mit sehr feuchtem Klima bis zur mittleren Berglage mit feuchtem bis sehr feuchtem Klima.

Das Gebiet wird von kleineren Hochflächen und tief eingeschnittenen Tälern geprägt. Der geologische Untergrund wird durch die Südharz-Grauwacke-Formation gebildet. Aus den Grauwacken entwickeln sich lehmige Skelettböden mit Berglehm-Braunerden und Fels-Ranker. In den Bachtälchen liegen über grobem Schotter sandige Auelehme. Zentrale Fließgewässer sind die Bere und der Brandesbach, aus den steilen Hängen fließen mehrere kleine Quellbäche zu.


Kurzbeschreibung und Besonderheiten: Im Gebiet enthalten sind das Totalreservat „Gräfenthal“ (8,0 ha) und die Naturwaldparzelle „Brandesbachtal“ (114 ha), welche seitens der Forstverwaltung bereits im Jahr 2011 ausgewiesen wurden. Speziell dieser Bereich weist einen besonderen Totholzreichtum auf, zahlreiche Laubbaumarten des Schatthangwaldes sind hier zu sehen.

Im NSG „Gräfenthal“, welches fast vollständig in der Gebietskulisse liegt, wurden über 300 Farn- und Blütenpflanzen nachgewiesen, darunter Fuchs‘ Knabenkraut, Gelber Eisenhut, Breitblättrige Glockenblume und Großblütiger Fingerhut. Im Gebiet kommt die Wildkatze vor, aber auch der Luchs ist regelmäßig anwesend.  Da die ruhigen Bereiche des Brandesbachtals attraktive Rückzugsbereiche für Rot- und Rehwild sind, findet er hier seine Beute.

Auch die Vogelwelt im Brandesbachtal ist vielfältig: Neben dem Schwarzstorch ist das Vorkommen von Rauhfußkauz, Wanderfalke, Grau- und Schwarzspecht im Gebiet belegt. Hervorzuheben ist das reichliche Vorkommen des Feuersalamanders. Für viele seltene Libellen, Köcherfliegen, Steinfliegen, Laufkäfer sind die schluchtartigen Tälchen, Steilhänge und Quellbereiche von sehr hoher Bedeutung. Im Brandesbach leben Bachforelle und Westgroppe sowie eine Vielzahl seltener Wasserinsekten.

Quellen: ThüringenForst AöR (Text); Thomas Kallenbach (Foto); Thüringer Landesamt für Vermessung und Geoinformation / NAVTEQ / Intergraph SG&I Deutschland GmbH (geografische Kartenbasis); Herausgeber: ThüringenForst, FFK Gotha (geografische Karte) Hinweis: Vervielfältigung der geografischen Karte nur mit Erlaubnis des Herausgebers; keine Gewähr auf Vollständigkeit und Richtigkeit Stand: Oktober 2018


Thüringens Wilder Wald: Dolmar


Lage: Waldflächen am Dolmar (739 m ü. NN) bei Kühndorf im Landkreis Schmalkalden-Meiningen
Eigentumsform: Staatswald - ThüringenForst
Aktuelle Gesamtwaldfläche: 195 Hektar
Aktuelles Baumartenvorkommen: 33,8% Buche; 22,6% Hartlaubholz; 3,7% Weichlaubholz; 4,8% Fichte; 35,1% Kiefer

Die potentiell natürliche Waldgesellschaft wird auf großer Fläche vom typischen  Waldmeister-Buchenwald mit Übergängen zum Waldgersten-Buchenwald gebildet.  In den höheren Lagen des Dolmar wäre natürlicherweise Zwiebelzahnwurz-Buchenwald  vertreten. Die Klimastufe reicht vom Hügelland bis zur mittleren Berglage mit feuchtem Klima.

Der Dolmar ist ein markante Basalkuppe (Nephelinbasalt) der aus dem Rhönvulkanismus entstanden ist. Der Basaltschutt im unmittelbaren Gipfelbereich des Dolmar verwittert zu einem reichen schluffigen bis tonigem, skelettreichen Lehm. Unmittelbar am Hangfuß der Basaltkuppe dehnt sich eine Zone mit Unterem Keuper (feinkörnige Sandsteine, Silt-, Ton-, Mergel-, Dolomit und Kalkstein) aus. Die West- und Nordwesthänge fallen steil mit deutlichen Schichtstufen des Oberen Muschelkalk ab und verwittern zu einem schluffigen bis tonigem, wechselnd blockhaltigem Lehm.


Kurzbeschreibung und Besonderheiten: Ende des 19. Jahrhundert war der Dolmar zu großen Teilen noch unbewaldet, insbesondere die Bergrücken und oberen Hangbereiche dienten zur Schafbeweidung. Mit Rückgang der Beweidung wurden große Teile der ehemaligen Hutungsflächen mit Nadelholz aufgeforstet. Ein großer Teil des Dolmar war von 1967 bis 1991 militärisches Sperrgebiet. Durch den Schießbetrieb kam es immer wieder zu Flächenbränden. Noch vorhandene Bauwerksreste dienen gegenwärtig als Fledermausquartiere.

Auffallend ist das große Artenspektrum von Fledermaus- und Vogelarten im Gebiet. Mopsfledermaus, Bechsteinfledermaus, Fransenfledermaus, Kleiner und Großer Abendsegler sind in den Wäldern nachgewiesen. Im Gebiet brütet regelmäßig der Schwarzstorch. Rotmilan, Baum- und Wanderfalke, Wendehals sind in den Waldflächen heimisch. Besonders artenreich ist der Nordwesthang des Dolmar mit seinen durch Muschelkalkfelsen strukturierten Laubmischwäldern. Die durch Aufforstung enstandenen Kiefernflächen am Südwesthang des Dolmar werden sich durch Naturverjüngung langfristig in Buchenwälder entwickeln. Durch das Gebiet führen mehrere gekennzeichnete Wanderwege, der meist genutzte und kürzeste Aufstieg führt von Kühndorf auf den Dolmar.

Quellen: ThüringenForst AöR (Text); WENZEL, H., WESTHUS, W., FRITZLAR, F., HAUPT, R., HIEKEL, W (2012): Die Naturschutzgebiete Thüringens, Weissdorn-Verlag, Jena; Mathias Neumann (Foto); Thüringer Landesamt für Vermessung und Geoinformation / NAVTEQ / Intergraph SG&I Deutschland GmbH (geografische Kartenbasis); Herausgeber: ThüringenForst, FFK Gotha (geografische Karte). Hinweis: Vervielfältigung der geografischen Karte nur mit Erlaubnis des Herausgebers; keine Gewähr auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Stand: Oktober 2018


G


Thüringens Wilder Wald: Gabeltäler


Lage: Das Gebiet umfasst die Waldflächen am Oberlauf der „Lichten Gabel“ zwischen Allzunah und Neustadt am Rennsteig.
Eigentumsform:
 Staatswald - ThüringenForst
Aktuelle Gesamtwaldfläche: 54 Hektar
Aktuelles Baumartenvorkommen: 67% Fichte; 33% Buche

Die potentiell natürliche Waldgesellschaft ist auf großer Fläche dem Wollreitgras-Fichten-Tannen-Buchenwald als einer Ausprägung des montanen Hainsimsen-Buchenwaldes zuzuordnen. Hainmieren-Erlenwald und Bergahorn-Eschen-Wald wären im Bereich der Quellbäche und Fließgewässer natürlicherweise vertreten. Die Klimastufe umfasst vorwiegend die mittleren Berglagen und die höheren Berglagen mit sehr feuchtem Klima.

Die Berg- und Talformen im Gebiet besitzen hohe Gefällgrade. In den Tälern sind nur schmale, meist stark vernässte Auen mit quelligen Bereichen entwickelt. Der Untergrund wird hauptsächlich durch Schiefer und  Granite gebildet, die Gesteine sind meist von einer quartären Schuttdecke verhüllt. Der Hauptbodentyp ist Berglehm-Braunerde (lehmiger Skelettboden). Im nördlichen Bereich treten insbesondere an Oberhangschultern Podsolbildungen (sandiger Lehm) sowie in den schmalen Talgründen Sandlehm-Vega und -Braungley auf.


Kurzbeschreibung und Besonderheiten: Das Gebiet umfasst die Kernzone „Oberlauf der Gabeltäler“ des Biosphärenreservats „Thüringer Wald“ und liegt vollständig im FFH-Gebiet „Erbskopf - Marktal und Morast - Gabeltäler“. Insbesondere bei den Waldflächen im zentralen Teil des Gebietes handelt sich um höhlenreiche Altbestände aus Buche und Fichte in wechselnden Anteilen. Die Buche bewegt sich in einer Altersspanne von 150 bis 170 Jahren und die Bestände weisen bereits deutliche Merkmale reifer Waldstruktutren auf, die Fichte ist dagegen deutlich jünger (Altersspanne von 30 bis 135 Jahre). In der Vergangenheit war im Gebiet noch die Weißtanne als wichtige Baumart des Bergmischwaldes mit höheren Anteilen vertreten, diese ist aktuell nur in wenigen Restvorkommen vorhanden. 

Auf den wasserzügigen Hang- und Talstandorten sind die beschatteten Quellfluren von besonderer Bedeutung. Für den hohen Artenreichtum ist die kleinflächige Vernetzung von Quellbereichen, Fließgewässern mit Wald- und angrenzenden Offenlandhabitaten ausschlaggebend. Schwarzstorch, Schwarzspecht, Sperber, Hohltaube und Rauhfußkauz sind im Gebiet anzutreffen. An den Ufern der Bäche kommen Gebirgsstelze und Zaunkönig vor.  Darüber hinaus sind Nachweise von Feuersalamander, Bachforelle und Westgroppe dokumentiert. In den Gabeltälern ist der Moorfrosch beheimatet. Auf Grund der Ausweisung als als Kernzone darf das Waldgebiet nicht betreten werden.

Quellen: ThüringenForst AöR (Text); WENZEL, H., WESTHUS, W., FRITZLAR, F., HAUPT, R., HIEKEL, W (2012): Die Naturschutzgebiete Thüringens, Weissdorn-Verlag, Jena; Mathias Neumann (Foto); Thüringer Landesamt für Vermessung und Geoinformation / NAVTEQ / Intergraph SG&I Deutschland GmbH (geografische Kartenbasis); Herausgeber: ThüringenForst, FFK Gotha (geografische Karte). Hinweis: Vervielfältigung der geografischen Karte nur mit Erlaubnis des Herausgebers; keine Gewähr auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Stand: Oktober 2018


Thüringens Wilder Wald: Gleichberge


Lage: Waldflächen am Osthang des Großen Gleichberges nördlich der Ortschaft Gleichamberg 
Eigentumsform:
 Staatswald - ThüringenForst
Aktuelle Gesamtwaldfläche: 98 Hektar
Aktuelles Baumartenvorkommen: 64,8% Buche; 27,4% Eiche; 3,9% Hartlaubholz; 3,0% Fichte; 0,9% Weichlaubholz

Die natürliche Waldgesellschaft reicht vom Flattergras-Hainsimsen-Buchenwald auf ärmeren Böden bis zum Zwiebelzahnwurz-Buchenwald teils mit montanem Charakter im Umfeld des Großen Gleichberges. An quelligen Stellen und in der schmalen Aue des Landwehrgrabens würden natürlicherweise Erlen-Eschenwälder stocken. Das Gebiet liegt im Hügelland mit mäßig trockenem Klima, welches mit zunehmender Höhe deutlich feuchter wird. Die Höhenlage reicht von ca. 375 bis 675 m ü. NN.

Der Große (679 m ü. NN) und Kleine Gleichberg (641 m ü. NN) sind zwei markante Kegelberge am Nordrand des Grabfeld. Sie bestehen aus Abtragungsresten einer Basaltdecke sowie aus Ausfüllungen der ehemaligen Vukanschlote aus dem Spättertiär. Der säulenförmig abgesonderte Nephelin-Basalt verwittert zu größen Blöcken, die zur Ausbildung von Blockmeeren (v.a. am Kleinen Gleichberg) führten. Über Basalt sind skelettreiche, lehmige, stets basen- und nährstoffreiche Böden zu finden. Die Basaltkuppe lagert auf einem Keupersockel, hier sind ärmere tonig-mergelige Böden vorherrschend. Die Oberhangbereiche sind außerordentlich steil, an den Mittel- und Unterhangbereichen sind häufig Quellaustritte vorhanden. Kleinere Bäche, die in blockreichen Betten abfließen, eingestreute Blockschutthalden sowie Hangrunsen erweitern das vorhandene Standortmosaik.  


Kurzbeschreibung und Besonderheiten: Das Gebiet gehört zu einer seit 2009 ausgewiesenen bewirtschaftungs- und pflegefreien Zone. Es dient zur Sicherung der unbeeinflussten Waldentwicklung auf einer repräsentativen Teilfläche, eingebettet im 1.861 ha großen Naturschutzgebiet „Gleichberge“.

Das arrondierte Waldgebiet dient, auf Grund der breiten standörtlichen Amplitude, sehr gut als Ausschnitt für die naturräumlichen Verhältnisse vor Ort. In den Oberhangbereichen des Gebietes über Basalt stocken sehr wüchsige und vitale 150- bis 165jährige Buchenaltbestände. Hier sind bereits Phasen reifer Waldstrukturen vorhanden. In den Mittel- und Unterhangbereichen dominieren auf über einem Drittel des Gebietes mittelalte Buchenwälder mit wechselnden Anteilen unterschiedlicher Mischbaumarten (v.a. Fichte, Eiche, Esche). Darüber hinaus wachsen auf ca. einem Viertel der Fläche mittelalte Eichen-Buchen-Mischbestände, hier werden zukünftig die Konkurrenzverhältnisse insbesondere zwischen der Lichtbaumart Eiche und der schattenertragenden Buche auch unter den sich ändernden Klimabedingungen ein spannendes Beobachtungsfeld darstellen.

Hervorzuheben sind die im Naturraum sonst meist fehlenden montan verbreiteten Arten, wie Zwiebel-Zahnwurz, Quirblättrige Weißwurz und Schwarze Heckenkirsche. Unter den Säugetieren sind Wildkatze, Haselmaus und Baummarder erwähnenswert. Im Gebiet sind der Mittelspecht und der Trauerschnäpper nachgewiesen. Auffallend ist das große Artenspektrum der im Naturschutzgebiet „Gleichberge“ nachgewiesenen Fledermausarten (u.a. Braunes Langohr, Mopsfledermaus, Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr). 

Quellen: ThüringenForst AöR (Text); WENZEL, H., WESTHUS, W., FRITZLAR, F., HAUPT, R., HIEKEL, W (2012): Die Naturschutzgebiete Thüringens, Weissdorn-Verlag, Jena; Thomas Stephan (Foto); Thüringer Landesamt für Vermessung und Geoinformation / NAVTEQ / Intergraph SG&I Deutschland GmbH (geografische Kartenbasis); Herausgeber: ThüringenForst, FFK Gotha (geografische Karte). Hinweis: Vervielfältigung der geografischen Karte nur mit Erlaubnis des Herausgebers; keine Gewähr auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Stand: Oktober 2018