JWH Rathsfeld: Leitbild & Konzept

Unser Jugendwaldheim Rathsfeld ist nicht nur ein "Lernort" für Kinder und Jungendliche. Wir Waldpädagog/innen sehen uns und unser Jugendwaldheim als "Türöffner": wir bringen Wissen rund um den Wald direkt und begreifbar zu den Kindern und Jugendlichen. Waldwissen erleben bedeutet: Wald mit allen Sinnen zu erfahren.

Unsere Arbeit zielt darauf ab, das Interesse und vor allem auch das Verständnis für die Natur und deren Kreisläufe zu wecken. Nur so kann die Bedeutung von Nachhaltigkeit und deren Notwendigkeit für Zukunft und Gesellschaft vermittelt werden. Wie genau wir arbeiten und auf welche Ziele unsere Arbeit hinwirkt, haben wir in unserem Leitbild und unserem pädagogischen Konzept zusammengefasst.


Leitbild: das Jugendwaldheim als „Türöffner“ zu einer individuellen und wertschätzenden Beziehung zu Natur und Wald

Einleitung

Die Waldpädagogik als Dienst- und Hoheitsaufgabe nach §59 Abs. 3 ThürWaldG im Freistaat Thüringen wird von der Landesforstanstalt ThüringenForst AöR realsiert. Das Jugendwaldheim Rathsfeld mit den zugehörigen Waldpädagogen ist Teil der organisatorischen Umsetzung auf der Fläche. Als Ort der außerschulischen Umweltbildung sehen wir uns als „Türöffner“ zu einer individuellen und wertschätzenden Beziehung zur Natur allgemein und dem Wald im Besonderen. Als außerschulischer Lernort der ThüringenForst AöR fühlen wir uns dem Leitbild der Bildung für nachhaltige Entwicklung der UNESCO verpflichtet.

Unserem Leitbild liegt ein positives Menschenbild zu Grunde: Jeder Mensch ist lern- und Bildungsfähig. Wir sehen uns als Ort einer hochwertigen Bildung für jeder Altersklasse, frei von kulturellen Grenzen, jenseits sozialer Ungerechtigkeiten. Neben diesem Nachhaltigkeitsziel 4 „Hochwertige Bildung“ der 17 SDG´s der Agenda 2030 leiten die SDG`s 3 (Gesundheit und Wohlergehen), 5 (Geschlechtergleichheit), 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) und 15 (Leben an Land) unsere Gedanken zur Weiterentwicklung unserer Bildungsangebote und somit zur Weiterentwicklung unseres Hauses. Um soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen sind unsere Bildungsangebote grundsätzlich kostenfrei. Unsere Gäste entrichten einen Unkostenbeitrag ist für Übernachtung und Verpflegung

Wir sehen uns als außerschulischer Partner, der die Bildungsarbeit um direkte Walderfahrungen, persönliche Beziehungen und selbstwirksames Handeln erweitern und vertiefen will. Dabei verschmelzen Unterrichtsfächer, werden miteinander verbunden, Querverbindungen werden sichtbar und es bildet sich intrinsisches Interesse jenseits von Bewertungssystemen. Unsere Arbeit schafft einen Gegenpool zur Naturentfremdung.

Bildungsarbeit

Unsere Gäste erleben den Wald mit allen Sinnen. Hierbei verdeutlichen wir die Unersetzlichkeit und die Verletzlichkeit des Ökosystems Wald mit dem Ziel bei den Kindern ein ökologisches Verantwortungsgefühl zu entwickeln, dem Nachhaltigkeitsgedanken folgend die Umwelt zu schützen und diese für nachfolgende Generationen zu erhalten.

Der Wald bildet den Rahmen unserer umweltbezogenen Bildungsarbeit. Durch unsere Waldpädagogik machen wir den Wald in seiner Nachhaltigkeit und die multifunktionale Forstwirtschaft erlebbar. Unser Ziel ist die Darstellung der Bezüge zum Wald und der realen Lebenswelt jedes Einzelnen. Was verstehen unsere Gäste unter den Worten Umwelt und Wald? Welchen Wert messen Sie diesen bei? Welche Rolle nimmt jeder persönlich dem Wald und der Umwelt gegenüber ein? Wie kann ich selbst in meinem Handeln aktiv werden? Mit der gemeinsamen Beschäftigung und der Findung verschiedener Lösungsansätze befähigen wir die Teilnehmenden zentrale Fragen der Nachhaltigkeit für sich zu beantworten, eigene Lösungsansätze und Werthaltungen zu finden. Mit diesen zentralen Fragen verdeutlichen wir gezielt unsere Werthaltungen. Uns liegt besonders das Erfahren der Gemeinschaft mit all ihren Möglichkeiten am Herzen.

Jedes noch so kleine Wesen kann auf der Erde große Dinge bewirken. Die Auswirkungen des eigenen Handels in all seiner Vielfalt und die Wirkung des gemeinschaftlichen Tuns werden den Kindern und Jugendlichen bewusst. Sie begreifen, dass jeder von den Wechselwirkungen seines Tuns mittel- oder unmittelbar betroffen ist. In unseren Veranstaltungen vermitteln wir Fähigkeiten und Kompetenzen für ein eigenverantwortlich bewusstes Mitgestalten der Gegenwart und der Zukunft. Im Vordergrund steht hier der Spaß und die Freude an der Annahme und Bewältigung dieser für Kinder doch sehr groß erscheinenden Aufgabe. Mit unseren Angeboten wollen wir Anstöße für zukunftsfähiges Denken und verantwortungsvolles Handeln geben. Die Kinder und Jugendlichen setzen sich altersgemäß und handlungsorientiert mit ökologischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Aspekten der Nachhaltigkeit auseinander. Die Teilnehmenden erwerben Gestaltungskompetenzen im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung, wie die Reflektion unterschiedlicher Lebensstile, gemeinsame Problemfindung und -erörterung, Erarbeitung von Lösungsvorschlägen sowie die gegenseitige Motivation zur Umsetzung dieser.

Leitgedanken

Unsere Leitgedanken sind an die Gestaltungskompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) angelehnt. Für die Gestaltung und Umsetzung der waldbezogenen Umweltpädagogik orientieren wir uns am Kompetenzmodell von de Haan („Die zwölf Kompetenzen der BNE“). Die Waldpädagogikkonzeption der ThüringenForst AöR ist eine Säule unseres Leitbildes. Um unsere Leitgedanken zu verwirklichen ist eine konsequente Weiterbildung der Mitarbeiter unabdingbar. Nicht nur die Befähigung unserer Gäste zur eigenen Weiterentwicklung bezüglich BNE, sondern auch die Befähigung aller Mitarbeiter liegt uns am Herzen und entwickelt unser Haus weiter.

Sowohl die Sach- und Methoden-, Sozial- als auch die Selbstkompetenzen werden gefördert und erarbeitet. Wir verknüpfen diese mit dem ganzheitlichen Prinzip „Kopf, Herz und Hand“ von Pestalozzi und der Förderung von Grob- und Feinmotorik. Hierbei wecken wir Begeisterung und Anteilnahme für den Wald durch das Erleben mit „Kopf, Herz und Hand“ und stärken das Vertrauen und Urvertrauen durch positive Natur- und Walderfahrungen.

Unseren Jugendwaldheimbetrieb bringen wir mit den Ansprüchen einer nachhaltigen Lebensweise in Übereinstimmung und verpflichten uns, Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer sozialen, kulturellen Herkunft und ihrer Beeinträchtigungen vor jedweder Gewalt zu schützen. Eine weltoffene, gerechte, wertschätzende und vertrauensvolle Grundhaltung gegenüber unseren Gästen, Partnern und Mitarbeitern bildet das Fundament unseres täglichen Wirkens.

Wir vermitteln integrierend Wissen durch direktes Sein in der Natur und ermuntern die Kinder und Jugendlichen zu Neugier, Forschungsgeist und Entdeckungsfreude. Es ist uns wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen die Probleme einer nicht-nachhaltigen Waldwirtschaft erkennen und ihr Wissen (wissenschaftliches und alttägliches) über die Nachhaltigkeit im Wald und deren Entwicklung selbständig anwenden können.

Wir vermitteln Wissen einer nachhaltigen Waldwirtschaft und Holznutzung und lassen es durch eigene altersgerechte Waldarbeiten und Holzbearbeitungen lebendig werden. Hierbei legen wir Wert auf das gemeinsame, vorausschauende Planen und Handeln. Wir geben Anregungen und stehen bei der Entwicklung von Handlungsstrategien helfend zur Seite. Die individuelle Betreuung der Kinder und Jugendlichen, nach Alter, Lehrplänen, Wünschen und besonders vorhandenen Fertigkeiten steht bei uns im Vordergrund. Hier differenzieren wir auch innerhalb vorhandener Gruppenstrukturen und stärken somit die Zusammenarbeit im Team, die Solidarität und die Empathie untereinander sowie das Erkennen und Übernehmen eigenständiger Verantwortung. Wir sensibilisieren die Kinder und Jugendlichen für Achtsamkeit und Wertschätzung im Zusammenleben mit der Natur und miteinander. Hierbei setzen wir Impulse für moralisches Handeln und Empathie.

Standort

Das Jugendwaldheim Rathsfeld befindet sich als alleinstehender Gebäudekomplex inmitten des Kyffhäusergebirges. Die Ruhe und Abgeschiedenheit des Jugendwaldheimes bieten Raum, die Erfahrungen ganz individuell zu verarbeiten, zu reflektieren und neue, positiv nachhaltige Handlungsweisen auszuprobieren. Die so gewonnenen Erfahrungen können sich tief wurzeln und sich dadurch dauerhaft im Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen verankern.

Nachhaltiges Wirtschaften

Wir leben den Nachhaltigkeitsgedanken indem wir bewusst mit unseren Resourcen umgehen. Sei es mittels Stromsparen durch den Einsatz von Bewegungsmeldern im Haupthaus, die Umrüstung der Beleuchtungsanlagen mittels LED, durch die Nutzung des nachhaltigen Brennstoffs Holz, durch das strickte Ablehnen von Wegwerfgeschirr und konsequente Mülltrennung. Unser Haus verfügt über eine biologische Kläranlage.

Unsere regionalen Verpflegungslieferanten (Bäckerei und Mittagsverpflegung) liefern die Nahrungsmittel in wiederverwendbaren Behältern. Bei Backwaren verzichten wir auf die Papiertüte. Die Lieferung ist in eine Lieferkette eingebunden, so entstehen keine zusätzlichen Lehrfahrten. Die Anlieferung der sonstigen Lebensmittel erfolgt einmal wöchentlich. Bei der Planung dieser achten wir auf die Gesamtheit der benötigten Dinge um weitere Fahrten zu vermeiden. Wir arbeiten mit dem Landratsamt Kyffhäuser und der VGS Südharzlinie zusammen um einen besseren Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz zu erhalten und somit die An- und Abreisen nachhaltig zu gestalten.

Um den durch die Forstwirtschaft geprägten Nachhaltigkeitsgedanken auch in unseren Bildungsangeboten zu verankern, zeigen wir auf, dass Nachhaltigkeit nur unter der gleichzeitigen Beachtung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Faktoren entsteht. Bei unseren Kreativangeboten kommen vermehrt Naturmaterialien zum Einsatz. Wir setzen bei jedem Bildungsangebot gezielt auf die Reduktion des verwendeten Materials, der Nutzung des Lebensraumes Wald und tragen den Nachhaltigkeitsgedanken unserer Thüringer Forstwirtschaft in die Programme.

Netzwerk

Das Jugendwaldheim Rathsfeld versteht sich als Teil eines Umweltbildungsnetzwerkes der ThüringenForst AöR. Neben schulischen Umweltbildnern und Kommunen pflegen wir aktiv eine Partnerschaft mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Gerne möchten wir ein Bildungsnetzwerk der Kyffhäuserregion aufbauen. Die Vielfalt der Natur, die Geschichte der Region und die nachhaltige biologische Bewirtschaftung einiger Ökohöfe und Landwirte bieten sich als Grundlage an.

Zielgruppen

Das Angebot des Jugendwaldheimes Rathsfeld richtet sich grundlegend an alle naturinteressierten Menschen.  Ein wichtiger Schwerpunkt unserer Bildungsarbeit liegt in der Zusammenarbeit mit Allgemeinbildenden Schulen im Primar- und Sekundarbereich, mit Förderschulen und Kindergärten. Hierbei verweilen die Schulen 3 Tage, meist eine komplette Schulwoche im Jugendwaldheim.

Der mehrtägige Aufenthalt von Klassen und Gruppen ist somit das Kernanliegen des Jugendwaldheimes, denn nur in mehreren Tagen und Nächten lassen sich die Ziele unserer Einrichtung verwirklichen. Wir präferieren eine einzügige Auslastung, so dass eine Klasse das Rathsfeld für sich nutzen kann. Durch die gelebte Individualität und die alleinige Nutzung der naturräumlichen und örtlichen Gegebenheiten können unsere Leitgedanken tief wurzeln. Die parallele Beherbergung und waldpädagogische Betreuung von zwei Klassen/Gruppen ist aufgrund der Räumlichkeiten für die Kinder und Jugendlichen beengend somit stark einschränkend und auch mit den Waldpädagogen vor Ort nicht den Leitgedanken entsprechend zu verwirklichen. Ausnahmen bilden Parallelklassen, bei denen sich die Klassenleiter*innen einen gemeinsamen Aufenthalt wünschen.

Unser waldpädagogisches Spektrum mehrtägiger Aufenthalte orientiert sich in verstärktem Maße an den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Kinder von neun bis 13 Jahren und Jugendlichen von 14 bis 17 Jahren sowie den Lehrplänen der Klasse 3- 4, der Sekundarstufe 1 und der Sekundarstufe 2. Für Tagesveranstaltungen besuchen Kindergartengruppen, Grundschulklassen 1-3 und Förderschulklassen des Landkreises das Jugendwaldheim. Auch ein mobiler Einsatz unserer Waldpädagogen, dem Nachhaltigkeitsgedanken folgend fußläufig von dem jeweiligen Kita-/Schulstandort erreichbar, ist möglich. Unsere Tagesveranstaltungen sind auf diese Zielgruppen abgestimmt.

Finanzierung

Das Jugendwaldheim wird in der Jahresplanung des Forstamtes Sondershausen integriert. Die Finanzierung erfolgt über das Budget für Umweltbildung aus dem Zuführungsbetrag für hoheitliche Aufgaben der Landesforstanstalt. Eine Gegenfinanzierung erfolgt durch die Kostenbeiträge der Gäste. Unsere Kostensätze sind nicht kostendeckend, so dass dieses Bildungsangebot durch ThüringenForst subventioniert wird.


Pädagogisches Konzept

Die Bildungseinrichtung

Als außerschulischer Lernort der ThüringenForst AöR arbeiten wir mit Kindern, Jugendlichen und Multiplikatoren /Multiplikatorinnen aller Schularten sowie sämtlicher Schul- und Lernformen. Unser Ziel: durch Bildung Zugänge zur Natur und somit ein Bewusstsein für das individuelle Verhalten in der Umwellt - im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens und dem Konzept der BNE - zu schaffen. Unser Bildungs- und Erziehungsauftrag ist im Thüringer Waldgesetz verankert. Der Rahmen unserer Bildungsarbeit ist durch den Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre und die Lehrpläne des Freistaates Thüringen gegeben. Unsere Arbeit schafft einen Gegenpool zur Naturentfremdung.

Durch positive Walderlebnisse und die erlebten Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur im Kulturraum Wald führen wir die Teilnehmenden an die naturnahe Holznutzung und den in der Fortwirtschaft entstandenen Begriff: Nachhaltigkeit“ heran. Das Jugendwaldheim Rathsfeld zeigt in den Bildungsprogrammen auf, dass Nachhaltigkeit nur erreicht werden kann, wenn ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigt werden. Unser Schwerpunkt liegt in der Entwicklung, Durchführung und Evaluierung von zielgruppenorientierten Bildungsangeboten in der waldbezogenen Umweltbildung. Hierbei dient das pädagogische Konzept als Grundlage unserer BNE-Bildungsarbeit.

Zielgruppen und Orte der Bildungsarbeit

Unsere Angebote führen wir schwerpunktmäßig im Jugendwaldheim und den angrenzenden Revieren des Forstamtes Sondershausen aber auch mobil, dem Nachhaltigkeitsgedanken folgend fußläufig von dem jeweiligen Kita-/Schulstandort entfernt durch. Die Waldpädagogen nehmen bei der Durchführung programmspezifisch die Rolle des Prozessgestalters, des Moderatoren, des Informationsvermittlers oder des Lernbegleiters ein, wohl wissend, dass eine positive Lernerfahrung die Grundlage einer tiefen Verwurzlung des Gelernten bildet.

Der mehrtägige Aufenthalt (wochenweise oder 3 Tage) von Klassen und Gruppen des Primar- und Sekundarbereiches ist das Kernanliegen des Jugendwaldheimes, denn nur in mehreren Tagen und Nächten lassen sich die Ziele unserer Einrichtung verwirklichen. Jeder Tag beginnt mit einem Wald-Lern-Erlebnis-Vormittag. Die Kinder und Jugendlichen erfahren durch die Arbeit in Lerngruppen eine Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. Um das Be-“greifen“ des Waldes zu erleichtern und das Erleben zu intensivieren, streben wir stehts das Waldlernen in Kleingruppen (max. 10 Personen) an. Das Jugendwaldheim Rathsfeld ist von sehr naturnahen Laubmischwäldern umgeben, so ist es täglich möglich den Wald direkt in einer ruhigen Atmosphäre zu erforschen. Unsere Bildungsangebote finden vorrangig draußen statt. So fungiert der Wald sowohl als Lernumgebung als auch als direkter Lerngegenstand.

Störungen

Bei ungünstigem Wetter kommen als erstes unsere Schirme zum Einsatz. Sollte ein Wald-Lern-Erlebnis an der frischen Luft nicht möglich sein, verfügt das Jugendwaldheim über verschiedene Aufenthaltsräume. Unsere Werkstatt lädt zum bearbeiten des vorrangig selbst geschlagenen Holzes ein. Die Tiere und Pflanzen des Waldes werden in unserer „Klasse“, einem Schulungsraum mit Anschauungsmodellen und Tierpräparaten erkundet. Durch ein großzügig überdachtes Areal sind verschiedene Bildungsprogramme trotz Regen an der frischen Luft durchführbar.

Auf Störungen innerhalb der Gruppe reagieren unsere Waldpädagogen mit einfühlsamer Hinwendung, Aufmunterung und Ermutigung der Teilnehmenden. Durch die Professionalität, den großen Erfahrungsschatz und die örtlichen Gegebenheiten ist die Abwandlung eines scheinbar nicht gelingenden Bildungsangebotes in ein zur Zielgruppe individuell gestaltetes Angebot jederzeit möglich. Um diesem Fall Vorsorge zu tragen, werden alle Wald-Lern-Erlebnisse im Vorfeld mit dem Betreuer der Gruppe besprochen und auf individuelle Vorkenntnisse und Fähigkeiten abgestimmt.

Themenschwerpunkte und Methoden

Die Themenschwerpunkte unserer Bildungsarbeit bilden ökologische Zusammenhänge, Waldfunktionen, Waldnutzung, Waldarbeit sowie heimische Tier und Pflanzenarten. Durch:

  • Bewegung an der frischen Luft,
  • Neugierde wecken
  • beobachten,
  • erkunden,
  • erforschen,
  • kreatives Gestalten,
  • handwerkliches Arbeiten,
  • experimentieren,
  • spielerisches Ausprobieren,
  • hinterfragen,
  • diskutieren
  • philosophieren
  • Tun in der Gemeinschaft

schaffen wir Zugänge zum jeweiligen Bildungsthema und fördern das intrinsische Lernen. Wir bringen die Themenschwerpunkte mit dem Lebensumfeld der Kinder und Jugendlichen in Verbindung. Um den Teilnehmenden unterschiedliche Zugänge sowie fachübergreifendes und gestalterisches Lernen zu ermöglichen ist Methodenvielfalt unabdingbar.

Die ganzheitliche Primärerfahrung des Walderlebens mit „Kopf, Herz und Hand“ fördert ein vertieftes Verständnis für die Natur, speziell für den Lebensraum Wald. Ein lebendiger Lernprozess wird eingeleitet. Wir fördern neben den kognitiven auch die emotionalen und sensomotorischen Aspekte. Durch das Erleben mit allen Sinnen sind ganz neue Wahrnehmungen möglich. Sich auf diese einzulassen heißt neue Perspektiven gewinnen. So werden die Bedeutung der Natur und ein achtsamer Umgang mit ihr ganz selbstverständlich.

Wir ermutigen die Kinder und Jugendlichen zu einem intensiven, spielerischen Erleben und Kennenlernen der Natur, speziell des Waldes mit seinen Lebensräumen und Lebewesen. Durch intensive Naturerfahrung sollen die Teilnehmenden behutsam in für sie unbekannte Bereiche geführt werden, um somit den Wald auf eigene Initiative wahrzunehmen (Flow learning nach Cornell). Beim Prozess des Entdeckens unterstützen wir durch zielgruppenorientierte Forscheraufgaben. Neben wissenschaftlichen und empathischen Anreizen begleiten wir die Aufgaben durch stete Ermutigung zum eigenständigen Denken und Handeln und lassen Raum für Kreativität. Im Sinne der BNE werden Sozial- und Gestaltungskompetenz durch teamorientierte Selbsterfahrung gefördert.

Die gruppengestützten Walderlebnisse oder (angeleitete) Waldarbeitseinsätze in der Gemeinschaft zeigen den Teilnehmenden einen Weg ins gemeinsame Planen und Handeln. Durch die Förderung des eigenständigen Handelns stärken wir das Selbstbewusstsein jedes Einzelnen. Die Kinder und Jugendlichen werden bewusst motiviert verschiedene Perspektiven einzunehmen. Sie werden individuell, offen, neugierig und frei von Leistungsklassifikationen wahrgenommen und behandelt. Unser Anspruch ist es die Selbstmotivation und das eigene Aktivwerden anzuregen und zu fördern.

Auf handwerkliche, spielerische, forschende oder meditative Weise , durch die aktive Waldarbeit und Holznutzung, das spielerische Erleben des Ökosystems, das Forschen und Entdecken gehen die Kinder und Jugendlichen mit dem Wald, mit sich selbst und mit der Gruppe in Beziehung und können sich neue Einsichten und Erkenntnisse erschließen. Sie erleben ihre Umwelt, die Klassengemeinschaft und sich selbst mit den eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Grenzen.

Durch wirkliches und sinnvolles Tätigsein, wirkliche Wahrnehmung und ganz reales Entdecken in „Echtsituationen“ wird die Ernsthaftigkeit der Kinder und Jugendlichen geweckt bzw. gefördert. Sie lernen fast unbemerkt und sie lernen freudvoll in dieser handlungs- und selbstwirksamkeitsorientierten Waldpädagogik. Durch die Präsentation des Erreichten und die eigenständige Bewertung der Ergebnisse setzen sich die Teilnehmenden nachhaltig mit dem jeweiligen Bildungsthema auseinander. Die Präsentation und die verbale Darstellung erfüllt sie mit Stolz und kann bestenfalls in eine zukünftige Verantwortungsübernahme zum Schutz des Waldes, der Natur, der Umwelt münden.

Praxisbeispiele

  • Altersgerechte Waldarbeit und Holznutzung im Zusammenhang mit nachhaltiger Waldwirtschaft und nachhaltigem Wirtschaften
  • Sensitive und meditative Waldwahrnehmungen
  • handwerkliche und motorische Fähigkeiten erlangen,
  • durch Selbsterfahrung und Reflexion Einblicke in eine nachhaltige Waldwirtschaft gewinnen,
  • positive emotionale Beziehungen zum Wald und der Waldnutzung aufbauen,
  • sich als Gemeinschaft erfahren und solidarisches Denken und Handeln weiterentwickeln,
  • ökosystemare Zusammenhänge erleben,
  • waldspezifische Artenkenntnisse erwerben.

ThüringenForst-AöR – Jugendwaldheim Rathsfeld
Rathsfeld 4
99707 Kyffhäuserland/OT Steinthaleben

Telefon: +49 34671 79130
jugendwaldheim.rathsfeld(at)forst.thueringen.de