Zeckengefahr in den Wäldern nimmt wieder zu

Zeckengefahr in den Wäldern nimmt wieder zu

Nahaufnahme der eingewanderten Auwaldzecke, die auf einem Grashalm sitzt.
Die aus Südosteuropa auch nach Thüringen eingewanderte Auwaldzecke kann im Vergleich zur heimischen Zecke (Gemeiner Holzbock) zusätzliche gefährliche Krankheiten übertragen – Forstleute raten zur Umsicht beim und nach dem Waldbesuch
©Andreas Knoll

Nicht nur im Garten, auch im Wald ist jeder gefährdet: Hunderte Borreliosegeschädigte pro Jahr und die Anzahl der Übertragungskrankheiten nimmt durch neue Zeckenarten weiter zu.

In den Sommermonaten nimmt die Anzahl der Erholungssuchenden im -kühlenden- Wald wieder deutlich zu. Leider auch die Wahrscheinlichkeit mit Zecken in Kontakt zu kommen. Diese können für den Menschen gefährliche Krankheiten übertragen. Jährlich erkranken im Freistaat rund 400 Personen an zeckenübertragener Borreliose, ein knappes Dutzend an der gefährlichen Hirnhautentzündung (FSME). Als Risikogebiete gelten insbesondere Süd- und Ostthüringen. Durch die Berücksichtigung weniger Hinweise lassen sich Erkrankungsrisiken aber deutlich minimieren.

Eine Übersichtskarte der betroffenen Gebiete finden Sie auf der Seite vom Robert Koch Institut.

Forschende warnen vor klimawandelbedingter Zeckenplage

„Fachleute befürchten, dass durch den Klimawandel nicht nur die heimischen Zecken aktiver sind und damit ein höheres Infektionsrisiko herrscht, sondern dass auch neue Zeckenarten nach Deutschland einwandern – und mit ihnen bisher unbekannte Infektionskrankheiten“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Zecken können über 60 Krankheiten übertragen, am häufigsten die Borreliose, seltener die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Oft bleibt die Borreliose wegen grippeähnlicher Krankheitszeichen unerkannt. Die Betroffenen, oft Forstleute, Jägerinnen und Jäger oder Waldbesitzende - aber auch regelmäßige Waldbesuchende, versäumen deshalb häufig die rechtzeitige Antibiotika-Behandlung. Gegen die ebenfalls durch Zecken übertragbare, deutlich seltenere, gleichwohl gefährliche virale FSME, an der in Thüringen in den letzten Jahren knapp ein Dutzend Personen erkrankten, können sich Erwachsene wie auch Kinder hingegen impfen lassen. Die in Thüringen zunehmend vorkommende, aus Südosteuropa eingewanderte Auwaldzecke kann zusätzlich gefährliche Rickettsien übertragen.

Die Beachtung weniger Hinweise verhelfen zum risikoarmen Waldbesuch

Wichtig für den Waldbesuchenden, der „zeckenfrei“ wandern will: Waldwege nicht verlassen, Wiesenquerungen bei hohem Graswuchs meiden, ebenso Lichtungen, Gebüsche, Unterholz, Bach- und Flussläufe meiden. Die Zecken sitzen dort gern auf besonnten Gräsern und Zweigen vorwiegend in 30-60 cm Höhe und lassen sich von einem Wirtstier oder eben auch dem Menschen im Vorbeigehen abstreifen. Ihr Opfer erkennen sie am Schweißgeruch. Wichtig ist weiterhin, umgehend nach einem Waldbesuch den Körper nach möglichem Zeckenbefall kontrollieren, insbesondere Kniekehlen, Leistenbereich und Nacken, bei Kindern den ganzen Körper.

Das Tragen heller, geschlossener Kleidung einschließlich Schuhwerk hilft, die dunkel gefärbten Zecken frühzeitig zu erkennen bzw. abzuwehren. Das Tragen der Socken über der Hose ist ebenfalls ein probates Mittel, um der Zecke den Weg vom Kleidungsstück zur Haut zu verwehren. Auch ggf. mitgeführte Haus- oder Heimtiere wie Hund oder Pferd sollten auf Zeckenbefall kontrolliert werden.

Zeckenschutzmittel alle drei Stunden erneuern

Sprays oder Cremes zum Schutz vor Zecken sollten spätestens nach drei Stunden neu aufgetragen werden, um einen hohen Schutz zu gewährleisten. Zecken sind extrem unempfindlich. Für Kinder wird empfohlen, zuerst den Sonnenschutz aufzutragen und eine Viertelstunde später das Zeckenschutzmittel. Die Beachtung dieser wenigen Förstertipps hilft, die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung drastisch zu reduzieren. Und der Waldbesuch bietet die gewünschte Erholung ohne Reue.

Was tun im Fall der Fälle?

Der beste Schutz vor der FSME-Erkrankung ist die vorsorgliche Impfung, weil der Virus sofort beim ersten Blutsaugen übertragen wird. Vor der häufigeren Borreliose ist hingegen das schnelle Entfernen der Zecke wichtig, da das Bakterium erst mehrere Stunden nach dem Saugen aus dem Darmtrakt der Zecke in die Wunde transportiert wird. Je länger die Zecke saugt, desto größer ist deshalb die Wahrscheinlichkeit dieser Art von Ansteckung.

In die Haut eingestochene und blutsaugende Zecken deshalb zügig, ohne zu quetschen oder zu drehen, mit einer Zeckenzange oder einer Zeckenkarte den Kopfbereich der Zecke umfassend, das Tier entgegen der Einstichrichtung - gleichsam im Rückwärtsgang - aus der Haut ziehen. Niemals die Zecke besprühen, einreiben, abbrennen oder abkratzen. Im Anschluss die Bissstelle mehrere Tage auf rötliche Verfärbungen beobachten – bei Wanderröte sofort zum Arzt!

Kontakt

ThüringenForst Zentrale

Dr. Horst Sproßmann