Die Böden unter unseren heimischen Wäldern sind besonders ursprünglich. Sie stellen gleichsam eine Bibliothek dar, um Bodenbildungsprozesse über tausende Jahre besser zu verstehen. Forstleute und Waldbesitzende haben deshalb bei der Waldpflege den Bodenschutz immer fest im Blick.
Wie entsteht der Waldboden?
Im Laufe von etwa 12.000 Jahren nach dem Ende der letzten Eiszeit haben sich die heutigen Waldböden entwickelt, die wiederum Grundlage der Bildung heimischer Waldgesellschaften wurden. Vier Zutaten sind erforderlich, um Waldboden zu bilden: Wasser, Luft, Mineralien und organische Substanz. Die Mineralien finden sich im Ausgangsmaterial für die Bodenbildung, dem Gestein. Thüringen bietet hier dank seiner vielen Höhenstufen von der Ebene, etwa den Unstrutniederungen, bis zur hochmontanen Stufe etwa des Großen Beerbergs einen regionalen, teils auch lokalen Flickenteppich aus Sediment und magmatischen Gesteinen.
Das zeitraubende der Bodenbildung ist aber der Prozess selbst: Mit dem verwittern des Ausgangsgesteins durch Regenwasser, Temperatur sowie chemische und biologische Prozesse. Diese Verwitterung „zerkleinert“ das Gestein bis es zerfällt. Diese Kleinststrukturen ordnen sich, teils der Schwerkraft folgend, neu ein. Es entstehen Bodenschichten, in der Fachsprache Horizonte genannt. Nach deren typischen A-, B- und C-Abfolge werden Bodentypen definiert. Bei diesem Prozess bilden freiwerdende Nährstoffe die Basis für Pflanzenwachstum – also auch für Baumwachstum. Auf bestimmten Böden wachsen folglich charakteristische Wälder. Auf überschwemmten Böden die Auewälder, auf lehmig-kalkreichen Böden laubholzreiche Mischwälder, auf kargen und steinreichen Böden nadelholzreiche Hochgebirgswälder.
Unsere heimischen Waldböden haben sich über 12.000 Jahre entwickelt
Was hat den Waldboden verändert?
„Die sich über Jahrtausende entwickelten Waldböden bestimmen folglich maßgeblich die darauf wachsenden Baumarten und deren Struktur. Der moderne Mensch hat diese natürliche Entwicklung über Jahrhunderte vielfach modifiziert, indem er etwa Feuerholz dem Wald entnahm, Vieh in den Wald eintrieb, bestimmte Baumarten anbaute oder auch übernutzte und damit selten werden ließ“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand.
Der Naturwald wich dem Kulturwald, um eine kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der jeweiligen Menschengenerationen zu ermöglichen. Trotz dieser über Jahrhunderte teils intensiven Nutzung unserer Wälder gelten Waldböden als die ursprünglichsten Böden überhaupt. Dies umso mehr, seitdem vor über 300 Jahren die nachhaltige Forstwirtschaft und seit der Wende auch in Thüringen die naturnahe Waldbewirtschaftung praktiziert wird.
Wie werden Böden geschont?
Forstleute und Waldbesitzende wissen, dass der Waldboden eine wertvolle Ressource ist. Ein ausgeklügeltes Rückegassensystem stellt sicher, dass bei der Waldbewirtschaftung rund 80 % der Böden nicht mit Maschinen befahren werden. Was ein Kompromiss ist: Denn ohne Forstmaschinen könnte heute kein bezahlbarer, nachhaltig produzierter und ökologisch wertvoller Roh-, Bau- und Werkstoff sowie Energieträger Holz zur Verfügung gestellt werden.
Auf besonders sensiblen Waldböden wird das Rückepferd eingesetzt. Immer leichtere Forstmaschinen, oft mit bodenschonenden Raupenfahrwerken, verringern die gefürchtete Bodenverdichtungen weitestgehend. Denn intakte Waldböden sind auch Lebensgrundlage für Milliarden Tiere und Pflanzen und eine gigantische Kohlenstoffsenke: Böden speichern drei- bis viermal so viel Kohlenstoff (CO2) wie die Atmosphäre.