ThüringenForst-Fachleute schulen in Gotha Inventurleiter aller Bundesländer zur jährlichen Waldzustandserhebung.
Die jährlich in jedem deutschen Bundesland durchgeführte Waldzustandserhebung (WZE) gehört zu den wichtigsten forstlichen Überwachungsmaßnahmen. Hier wird stichprobenbasiert die Vitalität zehntausender Bäume erfasst und daraus Schlussfolgerungen für den Gesundheitszustand unserer Wälder abgeleitet. Die WZE ist außerdem eine wichtige Informationsgrundlage zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel. So werden u. a. Hinweise zu forstlichen Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie Wiederbewaldung und Waldumbau, aus den Ergebnissen abgeleitet.
Die bundesweite Schulung der WZE-Landesinventurleiter und weiterer Waldexperten findet nach 2022 auch in diesem Jahr in Gotha am Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum (FFK) der ThüringenForst-AöR statt. Auf einem extra dafür angelegten Schulungsparcours werden vom 21. bis 23. Juni rund 100 Waldbäume gemeinsam begutachtet und deren Vitalität taxiert. Die Schulung stellt sicher, dass die Waldzustandsberichte der einzelnen Bundesländer nach methodisch identischem Vorgehen erstellt werden, damit diese vergleichbar sind und eine solide Grundlage für den deutschlandweiten Waldzustandsbericht darstellen.
Schadbilder an Baumkronen erfassen – mit Technik und Erfahrung
„Die gutachterliche Einschätzung der für den Baum lebenswichtigen Nadel-/Blattmasse, der prozentuale Anteil trockener Äste und jahreszeituntypische Verfärbungen sind dabei u. a. wichtige Parameter. Zusätzlich werden – wo immer möglich – auch die Ursachen sichtbarer Schäden dokumentiert, um konkrete Schadbilder faktengestützt erklären zu können“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Was zunächst einfach klingt, erfordert, neben dem Wissen über stichprobenartige Großinventurverfahren, vor allem umfassende wald- und baumbiologischen Kenntnisse und viel Berufserfahrung.
Der erste und zweite Tag wird ausschließlich dem WZE-Schulungsparcours in der Nähe von Georgenthal gewidmet sein und dient quasi zur „Eichung“ der Experten, bevor diese das Wissen weitertragen und Anfang Juli in ihren Bundesländern die Landesschulungen durchführen. Am letzten Schulungstag erwartet die Teilnehmer, zu denen auch Experten des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) und des Thünen-Instituts als Bundesforschungsbehörde gehören, ein Theorieteil zum europaweiten Stand der Waldzustandsforschung.
ThüringenForst: Umwelt- und Waldmonitoring für vielfältige Aufgaben
Mit der systematischen Erfassung des Waldzustandes wurde sowohl in Westdeutschland als auch in der ehemaligen DDR schon in den 1980er Jahren unter dem Eindruck des „Waldsterbens“ begonnen. Damals waren die Wälder akut durch Luftschadstoffe, insbesondere Schwefeldioxid und Stickoxide, bedroht. In Westdeutschland reagierte man mit einer deutlich verschärften Umweltpolitik, mit der Einführung von Rauchgasentschwefelungsanlagen im Industriesektor und Katalysatoren im Verkehrsbereich. Nach der Wiedervereinigung wurden diese gesetzlichen Standards ebenfalls in den neuen Bundesländern angewendet und die Emissionen stark reduziert.
Die Herausforderungen, die sich heute im Zusammenhang mit dem Klimawandel stellen, sind dagegen ungleich komplexer. Heute verfügt die ThüringenForst-AöR über ein umfangreiches und modernes Umwelt- und Waldmonitoringsystem, dass, ergänzend zur WZE, jährlich verlässliche Aussagen zum Zustand der Waldbäume und zu den Einflüssen von Klimawandel und Luftschadstoffen liefert.