Wald verteilt Niederschläge in Kreisläufe

Wald verteilt Niederschläge in Kreisläufe

Nadelwald im Nebel aus der Vogelperspektive
2024 war ein niederschlagsreiches Jahr. Was macht der Wald mit dem Wasser?
©ThüringenForst-AöR

2024 war ein regenreiches Jahr. Was macht Wald mit den Niederschlägen, was das Offenland weniger gut kann? Einblicke in ein komplexes System, das durch nachhaltige Forstwirtschaft gesichert und gestärkt werden kann

Das vergangene Jahr war laut Deutschem Wetterdienst mit 800 Liter pro Quadratmeter (Ø 700) Niederschlag in Thüringen ein regenreiches Jahr. Sie unterscheiden sich hier deutlich von Offenland, dessen Strukturen Niederschläge weitgehend ungebremst dem Boden zuführen.

Da dessen Aufnahmekapazität begrenzt ist, entsteht je nach Niederschlagsintensität oberflächlich abfließendes Wasser, schlimmstenfalls reißende Fluten. Fallen Niederschläge dagegen auf einen Wald, erreicht nur ein Teil davon überhaupt den Waldboden. Bis zu vier Liter Regen pro Quadratmeter bleibt allein in den dichten Baumkronen mit ihren großflächigen Blättern und Nadeln hängen.

Der Regen verdunstet dort umgehend wieder, erreicht folglich den Waldboden erst gar nicht. Erst, wenn mehr Niederschläge niedergehen, als die Baumkronen halten können, gelangt das Nass bis zum Waldboden. Selbst dort versickert es nur zum Teil im humosen, einem Schwamm ähnlichen Waldboden und speist über Tage das Grundwasser. Denn auch auf Waldboden auftreffendes Wasser verdunstet dort und bildet je nach aktueller Tagestemperatur ein -typisches- Waldinnenklima. Walderholende genießen dieses kühlfeuchte Klima insbesondere an Sommertagen.

Der Wald ist gleichsam eine Verdunstungsmaschine

„Die Verdunstung in den Baumkronen und die Verdunstung am Waldboden bilden Kreisläufe, die durch die atmenden Bäume noch zusätzlich ergänzt werden. Der Wald ist gleichsam eine große Verdunstungsmaschine, die an warmen Sommertagen 20.000 bis 60.000 Liter Wasser pro Hektar in die Atmosphäre gibt“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Denn Bäume nehmen aktiv über ihre Wurzeln erhebliche Mengen Bodenwasser auf, transportieren dieses im Stamm in die Krone hinauf, wo das Wasser zur Photosynthese genutzt wird.

Aus Kohlendioxid -dass der Baum der Atmosphäre entnimmt- und Wasser werden mit Hilfe der Sonnenenergie Zucker und Sauerstoff hergestellt. Überschüssiges Wasser kann der Baum über regelbare Blattöffnungen verdunsten und damit die Gesamtverdunstung eines Waldbestandes nochmals erhöhen. Wälder sind so in der Lage, Gefahren durch Starkregenereignisse zu mindern, indem der Oberflächenabfluss gemindert, Erosion begrenzt und Hochwasserbildung eingedämmt wird.

Wald erneuert auch das Grundwasser

Der Wald bringt die Niederschläge in verschiedene Kreisläufe ein, die in ihrer Gesamtheit das Lokalklima, die Atmosphäre und damit die Wetterbildung, aber auch den Boden wechselseitig beeinflussen. Das im Waldboden versickernde Wasser wird je nach Gesteinsart gefiltert und trägt zur Neubildung des Grundwassers bei. Dieses komplexe System, kurz als Wasserkraftwerk Wald bezeichnet, wird durch eine nachhaltige Forstwirtschaft unterstützt und gestärkt.

Unterstützung des Wasserkraftwerkes Wald durch nachhaltige Forstwirtschaft

Schon mit der Baumartenwahl beeinflusst der Waldbewirtschaftenden dieses Kreislaufsystem. So kann der Waldumbau hin zu laubholzreichen Mischwäldern die Grundwasserneubildung verstärken. Unter einer Buche versickert 20 % des Niederschlagswassers im Waldboden, unter einer Kiefer nur 10 %.  Wasserrückhaltungsmaßnahmen etwa beim Forstwegebau sichern die Wasserverfügbarkeit, ebenso die Reduzierung des Durchforstungsgrades.

Durch ein ausgeklügeltes Forstwege- und Gassensystem wird die Verdichtungsgefahr von Waldböden durch Forstmaschinen im Vergleich zur flächigen Befahrung drastisch reduziert. Auch mit dem Erhalt von Feuchtgebieten, Aue- und Bruchwäldern sowie Mooren unterstützt die nachhaltige Forstwirtschaft das Wasserkraftwerk Wald, verbessert gleichzeitig den Waldnaturschutz und steigert die Klimaschutzwirkung des „Grünen Herzen“ Deutschlands.

Kontakt

ThüringenForst Zentrale

Dr. Horst Sproßmann