Die possierlichen Kleinbären sind gelehrig und vorzügliche Kletterer am Baum. Erste Versuche mit den vierbeinigen Erntehelfern verlaufen vielversprechend
Die ThüringenForst-AöR plant, künftig Waschbären für die Ernte von Saatgut aus Laub- und Nadelbäumen einzusetzen. Die aus der Natur mittels Lebendfallen entnommenen Tiere werden hierzu in Sondergehegen in der betriebseigenen Samendarre dressiert. Jagdhundetrainer bringen den possierlichen Kleinbären dann auf Zuruf die Fertigkeit bei, in die Baumkronen zu klettern, die Samen zu sammeln und am Stammfuss den wartenden Forstwirten zu übergeben. Da Waschbären Allesfresser sind, werden die Tiere zuvor gefüttert, um den Fressreiz zu minimieren. Traditionell werden Zapfenpflücker für diese arbeitsintensive und damit auch teure wie auch nicht ungefährliche Arbeit eingesetzt.
Win-win-Situation für Forst und Waschbär
"Die Nutzung von Waschbären zur Saatguternte ist ein vielversprechender Ansatz, der die betriebliche Effizienz steigert und gleichzeitig die Belastung für die Umwelt verringert. Die ausreichende Saatgutversorgung ist in Zeiten des Klimawandels ein Nadelöhr, deshalb mussten innovative Wege gegangen werden.", erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand.
Waschbären sind bekannt für ihre geschickten Pfoten und ihre Fähigkeit, Nahrung zu sammeln. Durch das spezielle Training können sie gezielt nach reifen Zapfen suchen und diese vorsichtig vom Baum entfernen. Dieses Vorgehen entlastet nicht nur die Zapfenpflücker, es minimiert auch Schäden an den Bäumen, die bei herkömmlichen Erntemethoden auftreten können.
Darüber hinaus bietet die Einbindung von Waschbären in die Saatguternte eine Chance, das wachsende Problem der Waschbärenpopulation in Thüringen in eine positive Richtung zu lenken. Statt als Schädlinge betrachtet zu werden, können diese Tiere nun als Partner der nachhaltigen Forstwirtschaft gesehen werden.
Waschbären können die Unterscheidung vieler Samenformen erlernen
Durch die Sondergehege in der Samendarre, wo große Mengen Baumsamen gelagert werden, erlernen die Tiere auch, Nadel- und Laubbaumsamen zu unterscheiden. Da Bäume individuelle Rindenstrukturen am Stamm ausbilden, üben die Waschbären mit ihren sensiblen Vorderpfoten eine rindenglatte Buche von einer grobborkigen Eiche zu unterscheiden.
Ob künftig jedes Thüringer Forstamt, neben Jagdhunden und Rückepferden, auch Waschbären hält, ist noch offen. Alternativ ist eine zentrale Meutehaltung in der Samendarre angedacht.