Elf Bretter, neun Klötze und 81 Nägel tragen 1,5 Tonnen Gewicht – wenn es sein muss, um die ganze Welt
Die europäischen Eisenbahnbetreiber waren es, die sich 1961 darauf einigten, Säcke und Kisten ohne Standardmaße durch eine exakt 120x80 cm große und 14,4 cm hohe Holzpalette zu ersetzen. Dies war die Geburtsstunde der Europoolpalette, kurz Europalette, die die insbesondere schienen- und straßengebundene Transportlogistik in Frankreich, Österreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg und Deutschland innerhalb kurzer Zeit revolutionierte. Derzeit sind rund 500 Millionen Europaletten im Umlauf, jede davon aus elf Brettern, 81 Nägeln und neun Pressspanklötzen gebaut. Der eigentliche Vorteil der Einheitspalette, neben dem platzsparenden Transport: Wird Ware auf Europaletten angeliefert, muss diese nicht zeitaufwendig vom Holzträger entladen werden. Der Lieferant erhält einfach Tauschpaletten vom Abnehmer, die sog. Umschlagszeit für den Warenverkehr wird entscheidend verkürzt.
Vorteil: Platzsparender Transport und verkürzte Umschlagszeit
Aber die Europalette kann noch mehr: Durch eine pfiffige Dreieckvernagelung ist sie robust genug, um Stürze zu überstehen oder mit einem Gewicht von vier Tonnen schadlos überfahren zu werden. Der Ladungsträger kann von allen vier Seiten mit einem Gabelstapler gegriffen werden. Deshalb sind die Eckklötze angeschrägt, so kann die Staplergabel leicht einfahren. „Insgesamt 17 Holzarten sind für die Herstellung der Europaletten zugelassen: Fichte, Kiefer, Birke, Lärche, Buche, Eiche, Platane oder Pappel gehören dazu“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Die ersten drei genannten sind aber am häufigsten in Verwendung, da das Holz preisgünstig ist und antibakteriell wirkt – gut für den Transport von Lebensmitteln und chemischen Produkten. In Deutschland wurden 2018 ca. 36 Mio. Europaletten hergestellt. Auch Thüringen gehört zu den größeren Produzenten, so etwa die Palettenwerke in Dorndorf und nahe Gotha. ThüringenForst selbst liefert jährlich etwa 200.000 Festmeter Nadelholz an die heimischen Palettenhersteller.
Die Europalette ist ein Umweltschützer
Die Ernte des heimischen Rohstoffes Holz wie auch die Weiterverarbeitung in Palettenwerken des Landes ist wenig energieaufwendig, die damit verbundenen klimaschädlichen CO2-Emissionen gering. Zudem ist die Europalette durch ihren einfachen Holzaufbau hervorragend reparierbar. Ist eine Reparatur nach vielen Verwendungen nicht mehr sinnvoll, geht die Europalette in das Recycling als Teil von Spanplatten für den Möbelbau oder als Schalungsholz für den Baubereich.
Welchen Einfluss die Europalette hat, zeigt auch die Automobilindustrie: Bei Pick-ups gilt es inzwischen als Standard, dass die Ladefläche dieser Fahrzeuggattung jene Maße hat, die das Einladen einer Europalette ermöglichen.