Hilft Durchforsten dem Wald im Klimawandel?

Hilft Durchforsten dem Wald im Klimawandel?

Eine Forstmaschine im Wald bei der Holzentnahme.
Durchforstungen, also die Förderung von vitalen Einzelbäumen, erfolgen in der Regel durch Forstmaschinen. Sie dienen unmittelbar der Stabilisierung der Wälder im Klimawandel und fördern so den Waldumbau.
©Dr. Horst Sproßmann

Die Pflege des Waldbesitzenden mittels Durchforstung ist so dringlich wie noch nie. Oder kann ein unberührter Wald sich dem Klimawandel besser anpassen?

Dass die heimischen Wälder durch den fortschreitenden Klimawandel verändert werden, daran zweifelt heute niemand mehr. Immense Trockenschäden an Buchen und Schäden durch Borkenkäferbefall an Fichten sind landauf, landab auch für den forstlichen Laien unübersehbar. Die moderne Forstwissenschaft empfiehlt die gezielte Pflege zur Stärkung und Stabilisierung der Wälder sowie den beschleunigten Waldumbau mit Baumartenwechsel. Demgegenüber gibt es auch Forderungen nach einer kompletten Stilllegung der Wälder: Der vom Menschen unbeeinflusste Wald soll notwendige Anpassungsprozesse selbst am besten bewältigen können. Deshalb sind Waldexperten der Forstlichen Forschungs- und Versuchsanstalt Baden-Württemberg der Frage nachgegangen, ob man durch Pflegeeingriffe, sog. Durchforstungen, dem Wald im Klimawandel helfen kann.

Durchforstungen, vor allem aber der Waldumbau sind ein wichtiger Beitrag für die Stabilisierung der Wälder

„Durchforstungen verbessern nachweislich die Wasserversorgung der Bäume und stabilisieren damit vom Klimawandel bedrohte Wälder, wenn auch nicht dauerhaft und nicht in Größenordnungen“, fasst Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand die Erkenntnisse der Waldexperten zusammen. Durchforstungen ersetzen keinesfalls den notwendigen Waldumbau, können ihn aber begleitend fördern. Den Durchforstungen haben, neben der Verbesserung der Wasserversorgung der Wälder, weitere positive Wirkungen. Sie sichern die für den Klimawandel besser gerüsteten Mischbaumarten, insbesondere Laubbäume. Durchforstungen fördern das Durchmesserwachstum der Bäume, die damit früher geerntet werden können. Gleichzeitig werden die Wälder dadurch jünger und haben ein besseres Anpassungsvermögen an Umweltveränderungen. Und jüngere Bäume sind auch niedriger und sind damit gefährlichen Sturmereignissen weniger stark ausgesetzt. Durchforstungen tragen, neben dem Waldumbau und einem angepassten Wildmanagement, maßgeblich zur Stabilisierung der heimischen Wälder bei. Der Eingriff des wirtschaftenden Menschen in die Wälder ist deshalb so wichtig wie noch nie.

Nicht durchforsten wäre völlig falsch! Deshalb durchforsten – aber richtig

Gleichzeitig geben die Waldexperten Tipps für das richtige durchforsten: Junge, wuchsdynamische Bestände können mit durchaus starken Durchforstungseingriffen stabilisiert werden, während mit zunehmendem Alter die Eingriffstärke zurückgenommen werden sollte. „Die Empfehlungen der Waldexperten aus Baden-Württemberg finden sich in den Waldbaurichtlinien der ThüringenForst-AöR genauso wieder, wie in den Beratungsgesprächen der Försterinnen und Förster mit den rund 180.000 thüringischen Kommunal- und Privatwaldbesitzenden“, erläutert Gebhardt abschließend.

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Dr. Horst Sproßmann