Die Rendzina: Der „sprechende“ Boden

Die Rendzina: Der „sprechende“ Boden

Querschnitt eines steinigen Waldbodens mit einem Zollstock
Typisch Rendzina: Starker humoser Oberboden, darunter sogleich das Karbonatgestein. Beim Pflügen ergeben sich die namensgebenden Kratz- und Quietschgeräusche,
©ThüringenForst-AöR

Eine Karbonaterde ist zum Boden des Jahres 2025 gewählt. Warum diese „sprechen“ kann, wo diese im Freistaat zu finden ist und welche Wälder sie hervorbringt, darüber informieren die ThüringenForst-Experten 

Deutschland verfügt über vielfaltige Böden. Um Licht in dieses interessante Spektrum von mindestens 56 Bodentypen zu bringen, kürt ein Fachgremium regelmäßig den „Boden des Jahres“: 2025 ist es die Rendzina. Sie kommt in Deutschland verbreitet von den Alpen bis nach Rügen vor. In Thüringen ist sie insbesondere im Randbereich des Thüringer Beckens etwa im Hainich, der Hainleite und Dün zu finden. Auch ist sie im Raum Ohrdruf, in Südthüringen, etwa um Meiningen oder in der Rhön weitverbreitet.

Thüringens Rendzinen sind oft mit Wald bestockt, da Landwirtschaft auf den fruchtbaren, aber oft flachgründigen, steinigen und schnell austrocknenden Böden schwierig ist. Außerdem entwickelten sich der Karbonatboden nicht selten in Hanglagen, die die Schlepperbefahrbarkeit einschränken. Trotzdem: Rendzinen haben viel zu bieten. Rund 56.600 Hektar Waldfläche haben die Forstleute auf diesem Bodentyp kartiert – immerhin 10% der Waldfläche im Freistaat.

Rendzina als „sprechender Boden“

„Der Name Rendzina leitet sich aus dem polnischen Wort „rzędzić“ ab, was mit „sprechen“ übersetzt werden kann. Die steinigen Böden gaben beim Pflügen Kratz- und Quietschgeräusche ab und erweckten den Eindruck, sie würden mit dem Bauern sprechen“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Typisch für Rendzinen, die sich aus Kalk-, Dolomit- oder Gipsgestein als Ausgangssubstrat entwickelten, sind nämlich karbonathaltige Steine bis an die Oberfläche. Gleichwohl verfügen die erdgeschichtlich relativ jungen Böden über einen stärkeren humosen Oberboden mit hoher biologischer Aktivität.

Für Fichtenwälder ist die Rendzina ungeeignet, da sie dort vom Rotfäulepilz befallen werden. Außerdem ist die Bodenwasserverfügbarkeit gering, was für die Fichte problematisch ist. Hingegen finden sich trockenheitsertragende Edellaubhölzern wie z. B. Traubeneiche, Hainbuche, Esche oder Elsbeere auf diesen Böden besser zurecht. Rendzinen an Hangkanten oder Köpfen können allerdings nur mit einem Trockenwald bestockt werden.

Böden als eine Grundlage für nachhaltige Forstwirtschaft

Für Waldbesitzende und Forstleute sind solide Kenntnisse über die Waldböden für eine nachhaltige Forstwirtschaft von entscheidender Bedeutung. Nicht umsonst kartieren Forstwissenschaftler eingehend die Waldböden, bevor sie dann für einen konkreten „Standort“ Bewirtschaftungsmaßnahmen wie etwa Baumartenwahl und Waldpflege ableiten. Ebenso steht der Schutz der Böden im Fokus der Waldwirtschaftenden – Dank einer spinnennetzartigen Forstwegestruktur werden über 80% der Waldböden nicht mit Forstmaschinen befahren.

Ihr hohes Gewicht verdichtet die Böden und verringert damit ihre Ertragskraft. Der Einsatz von Rückepferden oder von Seilkränen bei der Holzernte dienen zusätzlich dem Schutz besonders sensibler Waldböden. Ein fortschreitender Klimawandel nimmt allerdings immer mehr Einfluss auf die natürliche Bodenentwicklung, etwa durch die Verlängerung der Vegetationsperiode oder durch Witterungsextreme wie Sturm, Starkregen, Hitze oder Frost. Denn Böden sind kein „Endprodukt“, Böden entwickeln sich im Laufe von Jahrtausenden natürlicherweise stetig fort.

Kontakt

ThüringenForst Zentrale

Dr. Horst Sproßmann