Auerhuhnauswilderung im Ilm-Kreis

Auerhuhnauswilderung im Ilm-Kreis

Ein weibliches Auerhuhn wird aus einer Holzbox in die Natur entlassen.
ThüringenForst-Vorstand Volker Gebhardt (l.) und Mario Amme zeigen bei Gehren einer Auerhenne den Weg in die Freiheit
©Jan Böhm

In diesem Jahr entlässt die Landesforstanstalt insgesamt 74 Tiere aus Schweden und Thüringen in die Freiheit. Population in Ostthüringen steigt kontinuierlich an.

Die Landesforstanstalt entlässt heute im Beisein von ThüringenForst-Vorstand Volker Gebhardt im Forstamt Gehren insgesamt vier Auerhühner in die Freiheit. Weitere 20 Tiere aus der forsteigenen Aufzuchtstation wurden bereits in den letzten Wochen in Auswilderungsvolieren langsam an das Leben im Wald gewöhnt.

Im Frühjahr dieses Jahres besiedelten schon 50 Wildfänge aus Schweden die gleiche Region. Verluste an auerhuhnspezifischem Lebensraum, Schadstoffeinträge und überhöhte Wildbestände sind die Ursachen dafür, dass das Auerhuhn im Freistaat vor rund 15 Jahren kurz vor dem Aussterben stand.

Mit gezielten forstlichen Maßnahmen zur Lebensraumgestaltung, der Reduzierung von Wildbeständen, insbesondere Fressfeinden, und der Bestandsstützung arbeitet die Landesforstanstalt seit über zehn Jahren gegen diesen Trend und für den Schutz und den Erhalt dieser seltenen und nach wie vor stark bedrohten Art der Roten Liste. Die Anstrengungen dieser Jahre tragen nunmehr vermehrt Früchte, die Auerwildpopulation im Freistaat wächst nachhaltig.

Schwedenhühner dienen der Bestandsauffrischung

Mehrfach wurden in den vergangenen Jahren im Bereich des Forstamtes Gehren zuvor in Schweden gefangene Auerhühner ausgewildert. „Nicht nur, dass Wildfänge die besseren Überlebenschancen gegenüber unseren Zuchttieren haben, gleichzeitig wird damit eine genetische Bestandsauffrischung verfolgt“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Aber nicht nur der Bestandsstützung gilt als wichtiger Pfeiler des gesamten Rettungsprojektes: Seit 2012 hat ThüringenForst in fünf Forstämtern des Ostthüringer Schiefergebirges rund 45.000 Hektar Fläche in der forstlichen Bewirtschaftung auf das Auerhuhn abgestimmt. Dort werden, neben den Auswilderungen, auch Fressfeinde verstärkt bejagt wie auch die Wilddichten gesenkt. Experten gehen aktuell von einem geschätzten Auerhuhnbestand von mindestens 39 Tieren aus.

Auswilderungstechnik nach polnischem Vorbild

Die 2019 eingeführte Methode, Jungvögel in Waldvolieren an das Leben außerhalb der Aufzuchtstation zu gewöhnen, hat sich bewährt. Die Überlebensrate der Aufzuchttiere hat sich seither spürbar erhöht.

Das Auerhuhn ist Naturschutz-Leitart lichter Wälder

Das Auerhuhn gilt als Naturschutz-Leitart lichter Wälder. Wo das Auerhuhn geeignete Lebensraumbedingungen vorfindet, sind auch bald weitere schützenswerte Arten wie der Ziegenmelker, die Kreuzotter oder Sperlings- bzw. Raufußkauz zu beobachten. Das macht das größte heimische Waldhuhn für Förster und Waldökologen noch interessanter. Denn die forstlichen Maßnahmen zur Lebensraumgestaltung, die insbesondere die Herstellung lichterer Waldstrukturen oder die Förderung alter starkastiger Kiefern und Lärchen umfassen, schaffen ein ausgesprochen vielfältig nutzbares Biotop mit vielen ökologischen Nischen.

Kontakt

ThüringenForst Zentrale

Dr. Horst Sproßmann