Die staatliche Forstbaumschule in Breitenworbis feiert ihr 60jähriges Jubiläum. Die Jubilarin ist nicht nur rüstig, sondern für die Klimaanpassung der heimischen Wälder so wichtig wie noch nie
Thüringens Forstministerin Susanna Karawanskij, der Bürgermeister der Gemeinde Breitenworbis, Cornelius Fütterer, und ThüringenForst-Vorstand Volker Gebhardt würdigten anlässlich der heutigen Jubiläumsfeierlichkeiten die Rolle der Forstbaumschule gerade in Krisenzeiten.
Die Schadflächen nach dem Orkansturm „Kyrill“ 2007, noch mehr die klimawandelbedingten riesigen Schadflächen, erfordern dringend eine schnelle Versorgung mit qualitativ hochwertigen und herkunftsgerechten Forstpflanzen dringend. Genau dies ist die Hauptaufgabe der Forstbaumschule: Jährlich vor allem an die (zukünftigen) Standortsverhältnisse angepasste Forstpflanzen für Aufforstungen und Waldumbau bereitstellen. Hierzu wird in erster Linie Saatgut von der landeseigenen Samendarre bezogen und für die Aussaat vorbereitet.
„Die landeseigene Forstbaumschule in Breitenworbis ist sozusagen unsere gute Kinderstube für den klimaresilienten Waldumbau. Dort werden 32 verschiedene Baumarten kultiviert, die eine artenreiche und standortgerechte Wiederbewaldung garantieren. Dafür haben wir die Finanzmittel und den Personalbestand erhöht.
In den letzten Jahren stellte die Forstbaumschule etwa 10 Millionen Setzlinge bereit, mit denen bereits über 11.000 Hektar geschädigte Waldflächen neu bepflanzt werden konnten – eine Fläche größer als die Insel Sylt. Unsere bisherigen Erfolge bei der Aufforstung beruhen auf der unschätzbar wertvollen Vorarbeit der Forstbaumschule in Breitenworbis“, so Forstministerin Karawanskij.
1964 wurde die Forstbaumschule aufgebaut
„Die 1964 errichtete Forstbaumschule „Dr. Gottlob König“ umfasste eine Fläche von rund zehn Hektar, heute dagegen 25 Hektar. Stetig wurden Technik, Gebäude und Produktionsanlagen modernisiert. Aktuell entsteht als Ersatz für die 40 Jahre alten Foliengewächshäuser für rund zwei Millionen Euro ein neues Gewächshaus, um die Containerpflanzenproduktion auszuweiten“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Pflanz- wie auch Saatkämpe haben in Thüringen eine über 400jährige Tradition in fast allen Forstbetrieben.
Derzeit versorgt die Forstbaumschule die landesweit 24 Forstämter mit bis zu zwei Millionen Forstpflanzen jährlich. Vorwiegend Weißtannen, Eichen, Buchen, Douglasien, Kiefern, Ahorne und Linden. Zusätzlich werden insbesondere seltene Baumarten vermehrt, etwa Elsbeeren, Mehlbeeren, Speierlinge, Wildobstarten oder Eiben. Mit der betriebseigenen Forstbaumschule tritt die ThüringenForst-AöR damit auch nicht in Konkurrenz mit den Privat- und Kommunalwaldbesitzenden, die sich am Markt der privaten Forstbaumschulen im Freistaat bedienen können.
Mit dem neuen Gewächshaus will die Landesforstanstalt ihre Containerpflanzenproduktion im nächsten Jahr verfünffachen. Containerpflanzen haben gegenüber Nacktwurzlern den Vorteil der höheren Robustheit bei der Pflanzung und der besseren Wasserversorgung in der Anwuchszeit. Dies ermöglicht die Pflanzzeiten im Frühjahr und Herbst auszudehnen.
Forstvermehrungsgut gesetzlich scharf überwacht
Forstvermehrungsgut, also Forstpflanzen wie auch das Saatgut, unterliegen scharfen bundesgesetzlichen Regelungen. Die Saatgutgewinnung, der Transport des Vermehrungsgutes, die Lagerung, der Handel wie auch der Einsatz der Forstpflanzen selbst werden forsthoheitlich genau überprüft. Die ThüringenForst-AöR verfügt über eigene Erntebestände und Saatgutplantagen, eigene Zapfenpflückern sowie eine eigene Samenklenge.
Somit ist der gesamte zertifizierte Produktionsweg einer Forstpflanze in Eigenregie gesichert. Auf forstliche Krisen, egal ob durch Sturm, Dürre oder Borkenkäfer verursacht, kann so unabhängig, schnell und in hoher Ergebnisqualität reagiert werden. Die Forstbaumschule in Breitenworbis ist und bleibt hierbei von großer Bedeutung.